Viele werden den Formeleditor für mathematische Formeln in Word 2007 kennen. Prinzipiell funktioniert dies in Word 2010 auf dieselbe Art und Weise. In diesem Artikel möchten wir zunächst den „Linearmodus“ vorstellen, weshalb wir zunächst Word 2007 aufführen werden. Anschließend berichten wir über unseren Test in Office 2010.
Eine Formel kann in Word 2007 entweder über die Tastenkombination Alt + = oder über dem Ribbon „Einfügen“ und Anklicken der Schaltfläche „Formel“ eingefügt werden. Dort können auch bereits vorgefertigte Formeln ausgewählt werden.
Weit aus weniger bekannt ist jedoch der Linearmodus für Formeln, der Ihnen ermöglicht Formel über eine spezielle Latex ähnliche Syntax einzugeben. Wir werden das mal anhands eines Beispiels zeigen. In einem ersten Schritt wählen wir aus den bereits vorgefertigten Formeln die 2. Trigonometrische Identität aus, die die Summe von zwei Cosinus Werten in ein Produkt umwandelt. Diese Schritt ist logischerweise sehr einfach, Word fügt direkt die komplette Formel in das Dokument ein.
Wenn wir uns nun vorstellen, diese Formel wäre nicht im Katalog enthalten, so könnten wir die Formel nachbauen, indem wir eine neue Formel einfügen und uns der Elemente bedienen, die uns die Symbolleiste „Formeltools“ zur Verfügung stellt. Wir wählen dann zunächst aus der Schaltfläche „Funktion“ die Funktion cos() aus, platzieren anschließend den Cursor in das kleine Rechteck nach dem Wort „cos“ und wählen den Buchstaben Alpha aus den Symbolen heraus.
Insgesamt sind je nach zuletzt gemerkter Einstellung bis zu 5 Mausklicks notwendig. Wir platzieren nun den Cursor nach dem Alpha per Mausklick und tippen das Pluszeichen ein. Anschließend wählen wir aus dem Funktionskatalog erneu die Funktion cos() aus und setzen den Buchstaben Beta als Parameter ein. In ähnlicher Weise bauen wir die Bestandteile der restlichen Teile der Formel zusammen. Sie sehen, bei einer komplexen Formel kann dies schon eine Weile dauern. Dennoch möchte ich an dieser Stelle betonen, der Editor ist schon genial, zumal er es ermöglicht auf komfortable Weise professionelle Ergebnisse zu erzielen.
Kommen wir nun zum Linearmodus, den ich jetzt so genannt habe, da ich keine passendere deutsche Bezeichnung dafür gefunden hatte. Entdeckt habe ich dieses Feature über den Blog von Murray Sargent, übrigens ein Softwareentwickler bei Microsoft. Word 2007 und auch Word 2010 (sogar mit erweiterten Features) kennt bei der Formeleingabe auch einen Modus, wo eine Formel direkt eingetippt werden kann. Hierbei werden Schlüsselwörter erkannt und automatisch in passende Elemente umgewandelt. Beispielsweise genügt es, „\alpha“ gefolgt von einem Leerzeichen einzugeben, Word wandelt direkt nach der Eingabe des Leerzeichens die Eingabe in ein Alpha um.
Folgende Zeichenfolge geben wir inklusive der Leerzeichen ein, diese sind hier mit einem Unterstrich gekennzeichnet:
cos(\alpha_)+cos(\beta_)=2_cos_1\over_2_(\alpha_+\beta_)_ cos_1\over_2_(\alpha_-\beta_)
Nun ist dieses Beispiel relativ einfach; auch komplexere Formeln können in der Form eingegeben werden, wie z.B. Matrizen durch die Angabe von \matrix(…&…@…&…) wobei @ Zeilen kennzeichnet und & die Anzahl der Elemente darstellt. Ein 4×4 Matrix wäre insofern durch \matrix(&&&@@@) anzugeben. Ein Doppelintegral kann über \iint erstellt werden.
Woher kennt nun Word diese Befehle? Nun, ganz einfach, die Umwandlung geschieht über die Autokorrekturfunktionen von Word. Wenn Sie in den Word Optionen im Hauptpunkt zur „Dokumentprüfung“ den Punkt „AutoKorrektur-Optionen“ öffnen und dort den Reiter „Autokorrektur von Mathematik“ auswählen, finden Sie eine Liste der gültigen Schlüsselwörter.
Die Systematik ist meines Erachtens sehr logisch gehalten, ein paar Auszüge:
– \alpha, \beta, usw | erstellt den passenden benannten griechischen Buchstaben |
– \over | erstellt einen Bruch |
– \frakturX | erstellt den Buchstaben X in Frakturschrift |
– \int, \iint | erstellt ein Integral, je nach Anzahl der i entsprechenden Mehrfachintegrale |
– \infty | erstellt das Unendlich-Zeichen |
– \brace | erstellt eine geschweifte Klammer |
– \quadratic | erstellt eine komplette Formel, die Quadratformel |
– \matrix | erstellt eine Matrix |
– \hat | erstellt einen „Hut“ z.B. über einen Buchstaben |
– … |
Sie können übrigens auch Ihre eigenen Formeln der Liste hinzufügen. Das funktioniert meines Erachtens aber auch nur eingeschränkt. So habe ich versucht, die oben erstellte Formel, so wie im Formeleditor dargestellt, als \maninweb abzulegen. Die griechischen Buchstaben werden beim Testen auch korrekt angezeigt, die Brüche jedoch in der Form 1/2 dargestellt. Kopiere ich die lineare Formel und lege diese in der Autokorrektur ab, werden beim Testen die zu korrierenden Elemente nicht mehr erkannt.
Ausserdem sind leider nicht alle Parameter ausreichend dokumentiert. Zwar findet sich auch die Liste in der Word Hilfe wieder, dass aber beispielsweise zur Angabe der Spalten und Zeilen einer Matrix verwendet werden können, ist in der Hilfe nicht dokumentiert; jedenfalls habe ich es nicht gefunden.
Murray Sargent schreibt in seinem Blog, dass ein ähnliche Syntax wie in Tex benutzt wird, es findet sich auch ein Link zu einem PDF in Englisch, wo weitere Informationen diesbezüglich zu finden sind (den Link stellen wir am Ende des Artikels zur Verfügung). Ein weiterer Link führt zum Blog „Dataninja“, wo sich die Betreiber die Mühe gemacht haben, einige Funktion zu dokumentieren.
Abschließend haben wir die Funktionalität zur linearen Formeleingabe auch in Office 2010 getestet. In Word funktionierts relativ gut, die Funktionalität ist im Verhältnis zu Word 2010 gleich geblieben. Im Excel 2010 Formeleditor gab’s auf meinem Rechner manchmal Probleme bei der Erkennung von einzelnen Zeichen, wie z.B. dem „^“. Ich denke aber, dass diese Probleme bis zur Finalversion von Office 2010 behoben sein werden. Im folgender Abbildung habe ich dieselbe lineare Formel in Excel 2010 eingegeben.
Wie der Formeleditor in Excel 2010 aufgerufen wird haben wir bereits in unserem Artikel Formeleditor nun auch in Excel 2010 verfügbar erläutert. Neu in Office 2010 wird in Kombination mit Windows 7 – Math Input Panel – die Erkennung von handschriftlich geschrieben mathematischen Formeln sein.
Links zu dem Thema:
» Murray Sargent, Math in Office, Englisch
» Unicode Nearly Plain-Text Encoding of Mathematics, PDF, Englisch
» Dataninja Blog, Englisch
» Dataninja Shortcuts, PDF, Englisch
Hallo Unbekannter,
sorry, aber leider taucht Dein Kommentar im WordPress nicht auf, obwohl eine Mail über diesen gesendet wurde. Muss ich nochmal prüfen.
Wenn ich mich richtig erinnere, ging es bei der Frage, dass der Linearmodus in PowerPoint nicht geht. In PowerPoint 2010 funktioniert es bei mir, wobei ich nicht alle möglichen Varianten geprüft habe. Welche Formel ging denn bei Dir nicht?
Gruß